Beziehungen weltweit

Von streng konservativen Lebensweisen über Polyamorie, Solo-Hochzeiten bis hin zur Keuschheitsbewegung: Das Liebesleben weltweit durchläuft jedes Extrem.

Über Liebe und Sex zwischen Tradition und Moderne.

Die vier neuen Folgen der ZDFinfo-Dokureihe schauen auf Liebe und Sex in Spanien, Bulgarien, Israel und Polen.

 

Traditionelle Hochzeit in Bulgarien

Liebe und Sex in Bulgarien – Tradition, Emanzipation und Leidenschaft

Bulgarien ist bekannt für Sonne, Strand, Meer und Sextourismus.

Prostituierte gelten hier als günstig und das Land ist ein Hotspot für Liebhaber des schnellen Sex. Traditionen spielen in dem Balkanstaat eine große Rolle, nicht zuletzt hauch durch die orthodoxe Kirche geprägt. Die Ehe hat einen hohen Stellenwert, wer sich traut hebt sich für den zukünftigen Partner auf. Denn Jungfräulichkeit gilt als hohes Gut, besonders bei jungen Frauen. Auch immer mehr junge Menschen schätzen wieder Tradition und alte Bräuchen. Sie wollen zurück zu den Wurzeln und geben sich in Trachten bei Kerzenschein das Ja-Wort.

Und doch gibt es ihn auch: Den Wunsch Sexualität frei zu leben, egal ob Mann oder  Frau, ob in Lack und Leder mit Peitsche. Die Bondage SM Szene in Bulgarien ist klein, beschränkt sich hauptsächlich auf die Hauptstadt Sofia. Hier gibt es Partys in leeren Clubs für Fetischliebhaber. Doch nicht jeder traut sich seine Sexualität frei auszuleben, viele haben Angst vor Vorurteilen und dem Verlust ihrer Jobs wenn jemand von ihrem Fetisch erfährt. Deshalb spielen einige lieber im Privaten, mit Freunden bei kleinen Fetischpartys im Wohnzimmer.

Wer in Bulgarien anders ist hat es nicht immer leicht. Queere Menschen sind häufig Gewaltandrohungen und Beleidigungen ausgesetzt. Auch in den eigenes Familien stoßen sie oft auf Unverständnis und kämpfen jahrelang um Anerkennung ihrer Sexualität. Für mehr Akzeptanz kämpfen auch Musiker wie Azis, der im gesamten Balkan bekannt ist. Aber auch Tausende gehen auf die Straße – für Liebe, Toleranz und Akzeptanz im konservativen Balkanstaat und es werden immer mehr.

Sex-Positive Festival in der Wüste Israels

Liebe und Sex in Israel – Leben und Lieben im Land der Gegensätze

Von orthodoxen Juden über Säkulare bis hin zu muslimischen Israelis haben alle ihre Träume, Sehnsüchte und Vorstellungen – und wir sind mittendrin.

Zwischen der Gay-Pride-Parade, die bunt und mit viel nackter Haut stolz die sexuelle Freiheit feiert und der Frau, die aus religiösen Gründen Perücke trägt, liegen in Israel oft nur wenige Straßenzüge. Im Land der Vielschichtigkeit mit seinen zahlreichen Religionen und Ethnien, sind auch Themen wie Liebe und Sex komplex: Wer, wen, wann und wie küsst, liebt oder heiratet ist nicht immer Privatsache, und die Antworten darauf was richtig oder falsch ist, sind mannigfaltig. Unser Film taucht ein in die verschiedenen Welten der Bewohner Israels und zeigt, wie unterschiedlich ein Liebesleben sein kann.

Da ist einmal Yoilisch Krauss, der seine Frau vor der Hochzeit nur einmal, für eine Viertelstunde gesehen hat. Heute hat der Ultraorthodoxe mit ihr 18 Kinder und lebt im religiösesten Viertel Jerusalems. In den Straßen gefüllt mit Frauen in knöchellangen Röcken und Männern mit Hut und Schläfenlocken, kann man vergessen, dass das nur eine Autostunde entfernt Männer und Frauen bei der Gay Pride halbnackt auf Straße tanzen.

Einer davon ist Tomo. Aufgewachsen ist er in einer streng-religiösen Familie, die seine Homosexualität nicht akzeptieren konnte. Die Freiheit seine Liebe und seinen Sex jetzt offenen leben zu können, schätzt er besonders hoch.

Auch für die muslimische Israelis bietet das Sex- und Liebesleben so manche Herausforderung. Bian, die aus Ost-Jerusalem kommt, setzt sich für sexuelle Aufklärung ein. Ein Thema, dass der muslimisch konservativen Gesellschaft nicht leicht zu vermitteln ist. Noch größer werden die Auseinandersetzungen, wenn es um das Recht auf Abtreibung geht. Doch Bian lässt sich nicht abhalten. Dafür sind ihr Liebe und Sex einfach zu wichtig.

Rubi und Maya versuchen es mit und ohne Gott: Sie tanzen auf dem Midburn-Festival in der israelischen Wüste zu Elektro bevor sie bei ihrer Hochzeit versuchen den Spagat zwischen der säkularen und religiösen Familie zu machen. Ob das gelingt?

Fotoshooting mit Mr. Gay in Polen

Liebe und Sex in Polen – Freiheitsdrang und Katholizismus im Herzen

Die Kluft zwischen Stadt- und Landbevölkerung in Polen spiegelt sich nicht nur in den Wahlergebnissen wider, sondern auch in den Einstellungen zu Liebe, Sex und Partnerschaft. Verbot von Abtreibung, LTBGQ freie Zonen, Weihung von Jungfrauen und Priester die Filme über Sex machen – in Polen gibt es all das. Ein Land voller Kontraste, voll Keuschheit und wachsender Sehnsucht nach Aufklärung und sexueller Freiheit.

Es ist selten, dass in der katholischen Kirche offen über Sex gesprochen wird. Doch in Polen gibt es einen Priester die Filme über Fremdgehen, Masturbation und vorehelichen Sex machen. Er gilt innerhalb der Kirche als Exot und Exzentriker. MIt dem Blick der Kirche natürlich, erzählen seine Filme von der Sünde und wie der Mensch die Fesseln der sexuellen Sucht lösen und sich davon befreien kann um in Einigkeit mit der Bibel Sex haben kann. Eine wichtige Rolle spielt auch Jungfräulichkeit in Polen und der katholischen Kirche. Sowohl für viele junge Menschen, die in dem sehr katholischen Land aufwachsen, ist es wichtig rein und ohne Sex in die Ehe zu gehen, sich aufzuheben für den Partner. Sie sehen es als Geschenk, als Hingabe an die Vereinigung zweier Menschen, Gott und den Partner wenn sie sich erst dann sexuell vereinigen.

Es gibt im konservativen Polen auch die Gegenseite, den Wunsch nach Freiheit, Offenheit und Selbstbestimmung. Deshalb bringt so mancher Aufklärungsunterricht den Jugendlichen mehr als die vom Staat vorgeschriebenen Inhalte bei, beispielsweise wie eine Klitoris aussieht. Dies passiert aber fast ausschließlich in Städten wie Warschau. Auf dem Land ist alles viel konservativer: im Aufklärungsunterricht werden den Schüler auch schon beigebracht, dass Frauenärzte Vergewaltiger sind und Fotos zerstückelter, abgetriebener Föten gezeigt. Welche Menschen setzen sich für Freiheit und Aufklärung ein? Wie kann man in einem so konservativen und homophoben Land seine Sexualität frei ausleben?

 

Hochzeit in Spanien

Liebe und Sex in Spanien – „Te quiero“ am Mittelmeer

Ihr bevorzugtes Urlaubsziel verbinden viele Deutschen mit Sonne, Strand, Party und Rotwein: Spanien. „Te quiero“ bedeutet auf Spanisch „ich liebe dich“, aber auch „ich will dich haben“.  Im Land des Don Juan, der feurigen Carmen und Machismo – wie wird hier geliebt?

Bis heute werden in Spanien die Familienwerte hochgehalten und eine Hochzeit gleicht oftmals eher einem Dorffest. Bis heute übt die katholische Kirche einen starken Einfluss aus. Dennoch hat sich vieles verändert seit Ende der Franco-Diktatur im Jahre 1975, die Homosexualität unter Strafe stellte. So war Spanien eines der ersten europäischen Länder, welches die gleichgeschlechtliche Ehe anerkannte.

Federico Armenteros Avila wollte erst Geistlicher werden, heiratete dann aber und wurde Familienvater, bevor er in den Achtzigerjahren sein „coming out“ erlebte.  Heute kümmert er sich um queere Personen, die unter der Homophobie der Franco-Diktatur leiden und hat Spaniens erstes LGBTQ Altersheim gegründet. Juan Benavent lebt mit seinem Ehepartner inmitten von Valencia auf einem kleinen Hof mit Pferden und Hühnern. Abends verwandelt er sich in einen feurigen Flamenco-Tänzer und Sänger. Das steht nicht ganz im Einklang mit der andalusischen Flamenco-Tradition, in welcher die Frau eine untergeordnete Rolle spielt und der Mann seine männlichen Werte ihr gegenüber manifestiert.

Dass der „Machismo“ noch heute ein Problem darstellt, hat Patricia Trujillo in ihren Bühnenstücken verarbeitet. Die Autorin und Schauspielerin engagiert sich für Jugendliche, die sich in „ungesunden“ Beziehungen befinden. In Rollenspielen lernen die Teilnehmer, was eine gewaltlose Beziehung bedeutet und wo Manipulation und Disharmonie beginnt. Negative Einflüsse sieht Patricia zum Teil durch Pornofilme im Internet, die ein verzerrtes Bild von Liebe und Sexualität vermitteln.

In Barcelona, der Hochburg der Prostitution in Spanien, findet alljährlich die größte Pornofilmmesse Europas statt. David el Moreno, prämierter Pornodarsteller und Produzent, führt uns durch die Messe und zeigt, wie sich die Pornofilmproduktion seit der Pandemie verändert und zunehmend auf das Internet verlagert hat.

Spanien, ein Land zwischen traditionellen Werten und ausgelassener Freiheit, wie wirkt sich das auf das Liebesleben aus?